Alle Jahre wieder .... ein Dankeschön!
Habe da eine Tierschutzkollegin, die heuer 1.800 Weihnachtsgrüsse losschickte. Bewundernswert... wir haben den 22. Dezember und ich habe noch nicht mal ein Weihnachtsgeschenk für meine Mutter.
Bin nun mal ein Einzelkämpfer, in jeder Hinsicht. Da bleibt für vieles die Zeit nicht.
Und wie ich meinen Freunden aus meiner „deutschen Zeit“ gelegentlich einen Sammelbrief schreibe, will ich statt Weihnachtsgrüsse auf einmal allen den danken, an die ich zu diesem Jahresfest intensiv und ganz herzlich denke.
Es sind all die Menschen, die meine Arbeit bei der Tiervermittlung unterstützen. Muss sie gar nicht alle aufzählen, die Ergebnisse sprechen für sich, hier die Highlights des letzen Jahres:
Das ist der kleine Patik... Ich besuchte ihn vor wenigen Tagen. Am 2. November ging er nach einem Hilfsruf in der Tierecke der österreichischen Kronenzeitung in sein Zuhause. Nicht ganz 6 Wochen ist es her. Das Baby ist kein Baby mehr. Ein Halbstarker, der mächtig wuchs, trotzdem noch durch die Katzenklappe passt oder einfach vor der Tür steht, bis sein gut erzogenes Frauchen die Tür aufmacht und ihn in den Garten rauslässt. Das linke Vorderbeinchen bleibt für sein Leben krumm, er rennt aber damit, als wäre gar nichts. An die 200 Anrufe gab es für ihn damals. Als man im Nachbarsgarten realisierte, dass es „der“ Patik ist, hiess es neidisch: „Sie haben den Patik bekommen? Mensch, das ist ja wie 6 richtige in Lotto!“
Mein Dank gilt allen solchen Menschen, für die es einem Lottogewinn gleicht, einem behinderten Hund ein Zuhause zu geben...
Auch Zolko aus dem Tierheim Komarno hatte Glück. Steffi fand für ihn ein schönes Zuhause im fernen Deutschland, aber bei der Reisevorbereitung fiel die Krümmung auf einem Vorderbein auf. Syndrom der kurzen Ulna, bei einem ausgewachsenen Hund sind die Chancen einer schwierigen, schmerzhaften operativen Behandlung nicht mehr sehr gut. Aber – die Besitzer in spe blieben bei ihrer Entscheidung, Zolko konnte trotz Beinbehinderung ausreisen und wird heiss und innig geliebt...
Bobo, ein kleiner Quirl... keine Behinderung, ein Sonnenschein, aber einfach keine Vermittlungsgelegenheiten vor Ort. Wie bei so vielen Tierheimhunden in diesem Land. Da meldete sich eine Hundefreundin, sie hatte schon eine Hündin von uns angenommen, und nahm Bobo zu sich in Pflege. Auch so kann man einem überfüllten Tierheim helfen. Bobo wurde von den zwei Haushündinnen akzeptiert und schlief sehr bald mit Pflegefrauchen im Bett – weil er sich so schön einkuscheln konnte...
Es hat eine Weile gedauert, bis sich das richtige Zuhause für ihn fand. Aber es fand sich und er feiert Weihnachten in seinem endgültigem Zuhause.
Dodik, ein Zwergspitz mit wohl zweistelligem Alter. Die Augen trüb, weiche wackelige Knie, Herzgeräusche. Im Tierheim gab er nach und nach auf. Trottelte so herum, das Jungvolk, mit dem er wohnte, ging ihm auf den Geist, er zog sich lieber zurück. (Lebte allerdings voll auf, wenn eine läufige Hündin vorbei kam). Er gewann das Herz einer Seniorin aus Wien, Brigitte hat diese zwei Wesen zusammengebracht. Wahrlich ein Happy end!
Zwei ältere Retrieverhündinnen, Mutter mit Tochter oder zwei Schwestern, Elsa und Sydney, dermassen aneinander gewöhnt, dass man sie einfach nicht trennen konnte. Nicht gerade vermittlungsfördernd, so ein älteres Doppelpaket. Eine junge Familie mit kleinen Kindern aus Niederösterreich suchte einen Retriever, aber als die zwei als Paar vorgeführt wurden, war klar: für die wollen wir sorgen. Sie tun es vorbildlich. Zur Kastration der beiden kamen sie nach Bratislava, schon der Kosten wegen. Ein schönes Wiedersehen.
Thelma, die Labradorhündin, die ursprünglich zum Einschläfern gebracht wurde, weil dem Züchter der Welpenverkauf nicht schnell genug woran ging. Dann im Tierheim die Feststellung: ein Kiefertumor... Eine Armada von Helfern war beteiligt, um Thelma eine Chance auf Leben zu geben. Die Behandlungen sind längst abgeschlossen, Thelma ist vermittelt, bei freundlichen, hundenarrischen Menschen, den die kleinen Schönheitsfehler nach der Bestrahlungen auf der Nase der Hündin nicht die Bohne stören...
Auch Bobik ein Senior, der sein langjähriges Frauchen verlor, als sie in ein Pflegeheim eingeliefert wurde. Und er drauf ins Tierheim... die Verwandten kamen anfangs noch ab und zu und führten ihn etwas gassi. Aber das wurde dann immer seltener. Das Glück stand auf seiner Seite, na ja, schon von Brigitte etwas nachgeholfen. Es fand sich eine neue Seniorin für ihn... und Bobik ist glücklich, wieder die Wärme einer Stube statt Zwingerkälte und –tristheit geniessen zu können.
Was hat so ein Wonneproppen mit dem Thema hier zu tun? Einiges... nicht selten kommen verantwortungslose Hundehalter mit ungewollten Welpen in die Veterinärklinik und wollen sie loswerden... per Spritze für immer. Der Doc in Trnava sagt stets energisch nein und greift zum Telefonhörer. Statt in den Müllsack wandern die kleinen Hundeleben ins Tierheim. Die kleine Paschka sagt im Namen aller so geretteten: Danke!
Stellvertretend für die vielen Katzen, die nicht in den Tierheimen sondern in meinem eigenen Haus nach und nach gepflegt wurden, hier Mr. Bo-Bo (stammt von Beau...)
Mit einem Stummelschwänzchen und einem nach Trümmerbruch zusammengeflickten Vorderbeinchen. Die Vermittlungsanzeige für das Hinkerbeinchen stand keine Woche, schon ging er in ein Zuhause! Es gibt sie, Menschen mit einem grossen Herz und Verständnis auch für behinderte, nicht so makellose Tiere. In Deutschland und Österreich, wohlgemerkt...
Doch, manchmal, aber leider viel zu selten, finden sich solche Menschen auch in meinem Heimatland. Synara, eine ältere Cockerhündin, wurde nach einem Unfall in einem desolatem Zustand ins Tierheim eingeliefert, das verletzte Auge konnte nicht gerettet werden. Und doch, es kamen junge Leute ins Tierheim, sie schlich sich sofort in ihre Herzen, der einäugige Pirat... und geniesst seit Monaten ein Leben einer geliebten Prinzessin.
Ich könnte fortfahren, weitere wundersame Vermittlungen schwieriger Fälle aufzählen. Alte, behinderte, wirklich von niemanden gewollte Tiere – aber bitte, stimmt nicht! Es finden sich immer wieder Menschen mit Herz gerade für diese traurige Wesen. Ältere Herrschaften mit Realitätssinn, die keinen Junghund mehr wollen, aus nachvollziehbarem Grund. Oder schlicht Menschen, die gerade ein Tier mit Handicap wollen und es genauso lieben, wie einen hübschen frischen jungen Hund mit klaren Augen, keiner weissen Schnauze, der hüpft und (noch) keine Gebrechen hat...
Allen diesen Menschen gilt mein Dank, an sie denke ich voller Bewunderung zu dieser besinnlichen Zeit, ich danke all den Tierschützerinnen (es sind wirklich alle weiblich...), die mir sehr effektiv helfen, die zwei slowakischen Tierheime, die ich betreue, in limits zu halten. Ohne die Möglichkeit der Auslandsvermittlung würden sie schlicht bersten.
DANKE!! Allen wünsche ich auf diesem Weg ein schönes Weihnachtsfest im Kreise ihrer Lieben, etwas Entspannung, Kräftetanken.... bald geht es unbegrenzt weiter!
Und „meinen“ Tierheimaktivistinnen (und Aktivisten, es gibt ein paar...) danke ich für all die Mühe, Einsatz bis zur Erschöpfung, Herzweh bei Anblick all des Leidens, Schichtdienst während aller Feiertage – haltet durch, meine Lieben!
Yvonne Neumann, 23.12.2006