„Klara - ich habe entschieden“
Tagebuch einer Vermittlung.
Klara kam mit ihrem Bruder Kandy etwa mit 7 Monaten ins Tierheim. Zwei Dackel-Labrador-Mischlinge, Eltern waren bekannt, der Vorbesitzer produzierte diese Mischlinge zweimal im Jahr... Bruder Kandy bekam von den edlen Eltern nur das schönste – herrliche marmorierte Färbung, schlanke hohe Gestalt, sonniges Wesen... und wurde sehr bald vermittelt. Bei Klarka leider das Gegenteit: Labrador in tiefgelegter Dackelgestalt, dunkle Fellfarbe, scheu und ängstlich. Sie blieb viele lange Monate im Tierheim. Hielt sich im Hintergrund, zeigte direkt authistisches Verhalten, verbellte Zudringlinge und zog sich mit einer Hundekumpeline in ihr Gemach zurück. Fotografieren war sehr schwierig, sie hasste das an sie gerichtete Objektiv, ich gehörte bald zu der Gruppe der unbeliebten Menschen.
Klarka und ihr hübscher Bruder Kandy
Bis einmal der Tag X kam!
Aus Wien meldete sich eine Interessentin, sie wollte nach einigen hundelosen Jahren wieder einen Hund... sie schaute auf unsere HPs:
"Ich habe mir nochmal die Homepages angeschaut..... Lindika, Sevilla, Evita....Milka, Simone, Zoya, Reina, Klara, Runa, Enya....... Und all die anderen Hunde!!! Es fällt mir sehr schwer mich zu entscheiden - eigentlich kann ich es gar nicht ohne schlechtes Gewissen den anderen Hunden gegenüber und würde am liebsten alle nehmen!
... suchen Sie mir eine Hündin mit, die sie für mich als richtig empfinden bzw. die eine Vermittlung am dringendsten braucht.
Und dann die Entscheidung: "Klara - ich habe entschieden"
Klara zog also nach Wien. Hier die Tagebucheinträge der ersten Zeit:
Tag 1 (19.10.2006)
Sie ist ganz schmusig und anhänglich und klug! Nachdem sie bei mir einzog, gingen wir erst „Gassi“, Klara war sehr verwirrt und ängstlich und nix passierte.
Das 2. Mal nichts, beim 3. Mal nichts und auch ein 4. Mal passierte nichts...
Dann begaben wir uns zur Nachtruhe, ich habe Klara ihr Bettchen neben meinem Bett gemacht und sie gestreichelt bis sie einschlief.
Heute morgen bemerkte ich dann die „Bescherung“ in Form eines Häufchens in der Küche. Ich tat mal so als ob ich das gar nicht sehen würde und machte uns fertig zum Gassi-Gehen. Dann nahm ich die „Bescherung“ und packte diese in Küchenrolle. Wir gingen rüber zur Wiese, wo ich das Häufchen auf die Wiese legte und ihr erklärte, das „Gassi“ sei da richtig.
Wir gingen also spazieren und nichts passierte. Also gingen wir wieder nach Hause und ich machte uns Frühstück. Klara wollte nach dem Fressen wieder auf meinem Schoß schlafen, aber plötzlich wollte sie runter, lief ins Vorzimmer wo die Leine liegt und zurück – und ich beeilte mich mit ihr nach draußen. Dort wurden dann beide „Geschäfte“ erledigt!! Ich bin so stolz auf sie! Ich denke das mit dem Stubenrein haben wir schon – zumindest tagsüber.
Tag 2
Klara ist sehr schmusig, aber doch sehr verschreckt und mißtrauisch.
Sie hängt total an mir, aber mir ist aufgefallen, dass sie sich nicht freut. Sie wedelt nie. Auch kann sie mit Spielzeug nichts anfangen.
Beim Gassi-Gehen ist sie schon ein bißchen mutiger, vor allem morgens, wenn alles noch ruhig ist.
Ich denke, gestern hat sie auch der Besuch meines Freundes verwirrt, der noch dazu über Nacht geblieben ist. Aber an den wird sie sich wohl oder übel auch gewöhnen müssen – lach – er mag Hunde sehr gern und versucht auch Klara zu überzeugen, dass er sie lieb hat.
Tag 3
Gestern waren wir das erste Mal mit dem Auto unterwegs. Autofahren ist kein Problem, ich weiß nicht, ob sie es mag, jedenfalls dürfte es sie aber nicht ängstigen. Auch allein zu Hause bleiben haben wir schon geübt, ich war gestern kurz einkaufen. Sie hat nicht geweint und nichts angestellt. Braver Hund!
In der Au hat es ihr gefallen, jedenfalls so lang weit und breit nichts und niemand zu sehen war. Mein Freund hat uns wieder begleitet und mittlerweile mag sie ihn auch recht gern. Abends ist sie schon bei ihm gelegen und hat gekuschelt. Und doch schreckt sie sich oft, wenn ich mich zu rasch bewege oder mir ein lautes Geräusch „passiert“ (heute ist mir eine Kaffeetasse runtergefallen) – dann flüchtet sie und ist kaum zu bewegen zu mir zu kommen.
Nach 2 Wochen
Ich bin echt verzweifelt. Natürlich weiß ich, dass Klara Zeit braucht um sich an alles zu gewöhnen. Aber es wird immer schlimmer mit ihr.
Draußen macht sie Fortschritte - sie zeigt sich Hunden gegenüber nicht mehr so ängstlich, beschnuppert andere Hunde neugierig und mit manchen will sie auch laufen und spielen.
Auch mit mir läuft sie gerne. Sie läuft sogar schon einem Ball nach oder einem Stöckchen, vor denen sie sich in den ersten Tagen gefürchtet hat.
Und sie will gar nie nach Hause gehen. Dann sitzt sie einfach da und kommt nicht….
Zu Hause fürchtet sie sich. Angefangen hat es mit meinem Freund. Aber mittlerweile fürchtet sie sich vor allem, auch vor mir. Sie versteckt sich im hinteren Eck und kommt auch nicht auf Rufen, nicht einmal wenn ich ihr Futter oder Leckerlis anbiete, die nimmt sie dann gar nicht.
Gestern habe ich sie aus dem Schlafzimmer ausgesperrt und mit viel Geduld dazu gebracht sich neben mich im Wohnzimmer zu legen. Ich habe sie so lange gestreichelt bis sie eingeschlafen ist und dann hat sie sich auch ganz wohl gefühlt. Ich konnte mich bewegen, ohne dass sie gleich wieder geflüchtet ist.
Dann kam mein Freund und aus war`s. Wir waren dann zu dritt spazieren – da verhält sie sich normal. Dann wollte sie gar nicht mehr in die Wohnung.
Was ich nicht verstehe ist – am Anfang war das nicht so. Sie ist mir überall nachgelaufen, hat sich auch vor meinem Freund nicht gefürchtet – sie ist sogar kuscheln zu ihm gekommen….statt zutraulicher zu werden wird sie aber immer ängstlicher….und ich kann mir nicht erklären warum ….
Im Büro fühlt sie sich auch nicht wohl, sie liegt nur in ihrem Haus und rührt sich nicht, frißt nichts…soll ich sie zu Hause lassen – wo sie sich auch nicht wohl fühlt? Oder tut sie es wenn sie alleine ist?
Ich bin echt ratlos….
Nach einem Monat
Ein Wunder! Die Bachblüten (momentan Mimulus, Heather, Gentian, Star of Bethlehem, Rock Rose und Aspen) helfen tatsächlich - und auch die Zeit wahrscheinlich.
Klara ist in der Wohnung schon sehr aufgeweckt im Gegensatz zu voriger Woche.
Sie liegt freiwillig im Wohnzimmer, obwohl die Schlafzimmertür offen ist. Wenn sie reingeht, dann kommt sie nach einigen Minuten auch schon wieder raus und will kuscheln.
Sie nimmt auch schon Leckerlis – und betteln kann sie auch, seit sie ihre größten Ängste hinter sich hat.
Heute im Büro – ist sie vormittag auf den ersten Zuruf unter dem Tisch vorgekommen und mit mir in ein anderes Büro mitgegangen. Dort hat sie alles beschnüffelt und sich dann friedlich hingelegt und geschlafen. Und nachmittag haben wir uns im Chefzimmer zusammengesetzt und geredet, da kam sie dann plötzlich anspaziert, hat alle Anwesenden beschnüffelt, sich streicheln lassen, das Chefzimmer und das andere Nebenzimmer inspiziert und sich dann wieder zu meinen Füßen gelegt und geschlafen. Einen Kollegen, der zu laut und hektisch ins Zimmer kam, hat sie sogar verbellt!! Alle waren erstaunt, dass sie überhaupt bellen kann. Und den Papierball, den mein Chef fabriziert hat und ihr geworfen hat, hat sie brav geholt und sofort auf ihren Platz gebracht!
29.11.2006
Es wird immer besser mit Klara.
Draußen fühlt sie sich immer wohler, spielt und läuft sehr gerne, ist neugierig auf jeden Hund.
Sie hat inzwischen zwei richtige Freunde, Quanto den Boxerrüden und Lilli, eine kleine schwarze Dackelmischlingsdame.
Von Quanto hat sie das Trinken vom Hydranten gelernt, dass man ins Wasser gehen und schwimmen kann, dass man den Stöckchen nicht nur nachlaufen sondern auch daran knabbern kann und dass man mit anderen Hunden „Stöckchen-Ziehen“ (Tauziehen) kann. Lilli ist für`s Laufen zuständig – eine Herausforderung für Klara, denn Lilli ist schneller als sie. Lilli sieht fast genauso aus wie Klara, sie ist nur um die Hälfte kleiner und daher auch wendiger.
Wir gehen jeden Tag nach dem Büro mindestens 2 Stunden spazieren, mindestens einer von ihren Freunden ist immer da – dann wird lustig gelaufen und gespielt.
Im Büro ist Klara auch schon recht „munter“, sie geht gerne mit in andere Zimmer. Wenn wir mittags zusammensitzen, kommt sie nachschauen, ob nicht was runterfällt bzw. holt sie sich von den anwesenden Kollegen ihre Streicheleinheiten. Manchmal, wenn jemand zu schnell und laut ins Zimmer kommt, bellt und knurrt sie, beruhigt sich aber bald wieder.
Zuhause wird es auch besser. Im Wohnzimmer hält sie sich schon gerne auf, allerdings nur solange mein Freund nicht da ist. Wenn er da ist, versteckt sie sich im Schlafzimmer hinter dem Bett. Obwohl wir schon oft alle miteinander längere Wanderungen unternommen haben und er ihr immer Leckerli füttert, misstraut sie ihm und fürchtet sich.
Aber manchmal kenne ich mich mit ihr gar nicht aus, da ist sie plötzlich total verängstigt und wandert unruhig hin und her ohne dass etwas passiert ist. So heute nach dem Abendspaziergang, wir sind heimgekommen und – aus war`s mit ihr. Sogar vor mir fürchtet sie sich, obwohl wirklich nichts passiert ist, mir ist nicht einmal was runtergefallen.
Nach zwei Monaten
Draußen zu sein liebt Klara, ich habe sie heute fotografiert wie sie mit Stöckchen spielt, Mäuse sucht und auch einen anderen Hund mit dem sie spielte.
Auch daheim gibt`s langsam Fortschritte. Immerhin beschnüffelt sie schon ihr Spielzeug, ein mitgenommenes Stöckchen wird manchmal gekaut, sie schläft meist im Wohnzimmer, wenn ich beschäftigt bin und sie wandert nicht mehr so unruhig hin und her.
Nur mein Freund ist nach wie vor ein Problem. Wenn er kommt, bellt und knurrt sie, versteckt sich hinter dem Bett und kommt freiwillig nicht vor – auch zum Gassi-Gehen nicht, da muss ich sie bis ins Vorzimmer tragen. Sie nimmt auch kein Futter von ihm bzw. Leckerlis. Draußen ist es mit ihr und ihm nicht sooo schwierig, da nimmt sie wenigstens Leckereien von ihm.
16.12.06
Klara spielt! Draußen mit Quanto, dem Boxer, spielt sie gerne Ball. Und die kleine Lilli ist die einzige, die mit ihr Maus suchen = Graben im selben Loch, darf. Und mit mir spielt sie draußen auch schon, mit Stöckchen, da „raufen“ wir dann darum und mit unserem Ball an der Schnur. Auch nachlaufen und manchmal (fast) bringen funktioniert schon ganz gut.
Wenn wir ihre Freunde treffen, begrüßt sie auch die Herrchen und Frauchen ganz toll mit Schwanzwedeln und sie läßt sich von den Menschen auch streicheln und nimmt Leckerlis.
Mein Freund war die ganze Woche nicht da, da wird sich wahrscheinlich nichts geändert haben.
Soviel ich bisher in meinen gescheiten Büchern gelesen habe brauchen Hunde Regelmäßigkeit. Das läßt bei ihm wohl zu wünschen übrig – lach – ich glaube da sind wir beide uns wieder mal einig.
29.12.2006
Klara wird immer munterer … - Gott sei Dank, ich freue mich, denn zu Hause geht sie schon ein bißchen mehr umher und spielt schon ganz vorsichtig, aber immerhin. Nach wie vor versteckt sie alles im Schlafzimmer…lach….sie hat dort schon ein ganzes Vorratsdepot und wird ganz nervös, wenn ich ihren Platz zum Staubsaugen wegräume. Nachher kontrolliert sie ganz genau, ob alles noch da ist und versteckt es wieder.
- Leider,
denn sie verteidigt ihr Revier, zumindest nehme ich an, dass das der Grund ist, warum sie in letzter Zeit immer bellt und knurrt, wenn im Büro jemand zur Tür hereinkommt. Sie macht das auch daheim, nur da stört es weniger. Im Büro ist es unangenehm. Ich muss ihr das wieder abgewöhnen – nur wie? Nächste Woche ist der Kollege aus dem Nebenzimmer nicht da, da werde ich dann andere Kollegen ersuchen oft hereinzukommen, quasi das Nicht-Bellen üben. Ich hoffe sie kapiert es auch rasch…
Weihnachten war lustig mit Klara. Meine Mutter hat zwei kleine Kübel mit Leckerein gebracht. Die haben wir Klara hingestellt und sie hat dann jeweils aus einem Kübel ein Leckerli genommen und – na wohin sonst – ins Schlafzimmer getragen. Mehr hat sie sich nicht genommen, ganz bescheiden mein Hund.
- da kommen wir wieder zu dem Leider von oben: Sie ist beim Spielen so grob und zu temperamentvoll. Sie beißt beim Spielen sehr stark zu, hört zwar auf, wenn man Aua weh sagt, aber nur um wieder fest zuzubeißen. Sie springt an mir hoch und beißt in den Jackenärmel. Auch da bin ich etwas ratlos, denn wenn ich dann AUS sage und sie wieder etwas beruhigen will, dann mag sie nicht mehr spielen und benimmt sich als ob ich sie geschlagen hätte. Auf der anderen Seite muss sie ja lernen, dass es Grenzen gibt….
Von den klugen Büchern habe ich schon zwei gelesen, viel gelernt, aber nichts was mir jetzt weiterhelfen könnte. Nächstes Jahr werde ich mal eine Hundeschule (Top-Dog) besuchen und schauen, ob mir die Leute dort weiterhelfen können bzw. auch ob ich dort mitarbeiten und so auch mitlernen kann.
1.1.2007 Neujahrsüberraschung
Noch im alten Jahr gab`s eine freudige Überraschung, eigentlich 2 Überraschungen.
Sie „spricht“ mit mir, d.h. sie zeigt Emotionen. Wenn ich mir die warme Hose und den warmen Pulli anziehe, beobachtet sie das ganz genau – und wenn ich dann frage, ob sie mitgeht, dann kommt sie wedelnd und leise „weinend“ und läuft dann freudig ins Vorzimmer.
Ich denke, sie entwickelt sich im positiven Sinn zurück – d.h. sie fühlt sich endlich daheim – drum verteidigt sie ihr Revier und verbellt Eindringlinge.
Das ruhige Verhalten war offenbar Unsicherheit, Angst und Stress – sie hatte sich abgeschottet und ließ alles über sich ergehen, sozusagen. Das wurde mir gestern in der Silvesternacht besonders klar, da hat sie sich offensichtlich gefürchtet, war aber bis auf das unruhige Wandern vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer ganz ruhig, hat nicht gebellt oder geweint oder gezittert. Sie hat mich immer hilfesuchend angeschaut. Ich habe mich dann zu ihr gesetzt und sie gestreichelt und ruhig mit ihr geredet, das dürfte doch geholfen haben, denn zumindest das Wandern hat sie eingestellt, in kurzen Knallpausen sogar geschlafen. Heute sind wir beide ziemlich müde, obwohl wir Silvester „ganz ruhig“ daheim verbracht haben.
Und sie nähert sich meinem Freund! Die Leckerlis, die er immer für sie hat, dürften Wirkung zeigen. Sie kommt sogar aus dem Schlafzimmer, wenn er da ist und legt sich auf ihren Platz. Beim Spazierengehen fürchtet sie sich nicht mehr vor ihm und läuft munter vor ihm hin und her. Sogar „Sitz“ macht sie, wenn sie ein Leckerli von ihm bekommt. Und sie kommt auch zu ihm um gestreichelt zu werden (oder doch nur um ein Leckerli zu erhalten?)
Jedenfalls hoffe ich, diese Besserung hält an – und alles wird bald gut für Klara. Sie dürfte doch unter Dauerstress gestanden haben bzw. stehen. Ich hoffe, ich finde die Stressauslöser und kann ihr helfen, wirklich ein glücklicher Hund zu werden.
Nach Aufzeichnungen eines ganz lieben und geduldigen Frauchens K. J., 06.01.2007