Kleine Alltagsgeschichten aus dem Tierheim
Mamma Roma allias Cora
Am letzten Stefanitag eine Überraschung am Eingang zum Tierheim: eine junge Rottweilerhündin mit 6 Welpen, knapp 6 Wochen alt. Ausgesetzt zur Strafe... die Welpen waren nämlich Mischlinge... Agnes hatte Angst vor ihr, die junge Hundemutter hatte Angst vor Agnes... Es hat 2 Stunden gedauert, bis die Hundemutter samt Brut im hinteren Teil des Tierheimes, in einem offenen Gelände, locker umzäunt, verfrachtet war.. und sich an die vollen Schüsseln ranmachte!
Bald merkte Agnes, wie lieb die Rottweilerin ist. Bald fasste sie soviel Vertrauen, dass Agnes sie und die Welpen medizinisch versorgen konnte, eine Wurmkur usw.
Die Welpen, richtige Wonneproppen, fanden nach und nach Abnehmer (mal sehen, welche in ein paar Monaten bis einem Jahr wieder zurück sind...). Ein kleiner Racker blieb, der am rottweilerigsten... als er, eigentlich sie, fotografiert wurde für die HP, eine unangenehme Überraschung am nächsten Tag früh: der Welpe war weg. Geklaut...
Ja, so sind die Sitten. Allerdings haben die Diebe die Rechnung ohne Mutter Natur gemacht, resp. nicht gründlich recherchiert... nach 5 Tagen kam das Mädel zurück... es war ja nur ein Weibchen! Bei der Nacht- und Nebelaktion war keine Zeit genau nachzuschauen. Weibchen sind in der Slowakei nicht gewünscht... können sie doch Junge bekommen...
Die Kleine, nach der Mutter Corina genannt, durfte noch ein paar Tage zur Mama, dann in einen Zwinger zum Spielen mit einem anderen Welpen, bis sich Interessenten für sie fanden. Aus Tschechien, wo die Einstellung zum Hund als Familienmitglied ähnlich innig ist wie in Österreich und Deutschland. Corina wird bestimmt kein Firmengelände bewachen müssen!
Die wunderschöne Hundemutter, die junge Cora hatte Interessenten vor Ort, die aber Agnes nicht geheuer waren. Sie roch Lunte... Hinterhofsvermehrer. Deswegen liess sie Cora besser kastrieren, obwohl sie normalerweise weder Geld noch Termine für solche zwar wichtige aber doch zeitraubende Aktionen hat. Ist sie doch für rund 60 Hunde im Tierheim beinahe allein zuständig.
Die Kastration, bei der Agnes dem Doc assistieren muss, weil er keine Arzthelferin hat, verlief soweit normal, entwickelte sich aber die Tage danach zum Drama. Die frisch operierten Hunde kommen zur postoperativen Versorgung in eine der zwei Baubaracken, eine Halskrause ist natürlich ein Muss. Nachts ist niemand im Tierheim (ausser den Wachhunden im Auslauf). Agnes kommt morgens und abends, zusätzlich zu den normalen Betriebsstunden, schaut nach dem Patienten, verabreicht Antibiotika. Cora fand sie am morgen ohne Halskrause, verpasste ihr die nächste, später im Lauf des Tages noch eine – alle hatte sie zerfetzt. Das Halsband fest zugezurrt verliess sie die Hündin abends – um sie morgen ohne Halskrause mit offenem Bauch vorzufinden!! Cora hatte die Fäden zerkaut, die frische Wunde ging auf, eine Not-OP war fällig, Bauch nochmal zugenäht, zwei Halskrausen übereinander – die hielten schliesslich...
Cora, die Hundemutter, ist wieder auf dem Damm, hübsch, reinrassig, und hofft auf ein schönes dauerhaftes Zuhause. Sie ist mit der Aussenhaltung im Tierheim soweit zufrieden, man wünscht ihr aber eine bessere Zukunft als die einer Firmenwachhündin ohne ausreichend Familienanschluss. Wollen Sie ihr einen Familienplatz bieten? Cora ist lieb, freundlich und wie man sieht, ausgesprochen hübsch.
Y. Neumann, 20.03.2007