I. Die Bewerbung
Hallo, mein Name ist Diana.
Und ob Sie’s glauben oder nicht, es ist fast schon ein Wunder, daß ich das sagen kann.
Geboren wurde ich etwa im September 2006. Erst war alles okay. Meine Mutter war da, meine Geschwister waren da, wir waren eine ganz normale Hundefamilie.
Und dann, ich war so ungefähr 6 bis 8 Wochen alt, war meine Mutter von einem auf den anderen Tag einfach verschwunden.
Und dann verschwanden meine Geschwister. Einer nach dem anderen. Plötzlich war ich ganz allein. Natürlich bin ich losgetapst, um meine Familie zu suchen. Ich war ja gerade mal drei Monate jung. Da wollte ich noch nicht so allein sein auf der Welt.
Aber meine Forschungsexpedition war ein Fehler. Die Menschen, die noch bei mir lebten, waren nämlich dagegen, daß ich auf meinen Pfoten los ziehe. Also hat man mir eine dicke Schnur um den Hals gebunden und mich an einer Regentonne festgemacht.
Das war natürlich total doof. Was soll so ein kleiner Welpe, wie ich damals war, den ganzen Tag an einer Regentonne festgebunden? Ich habe versucht mich zu befreien. Aber die Schnur hat gehalten.
Irgendwie hatten die Menschen doch ein Einsehen mit mir. Sie haben gemerkt, da ich mich an der Regentonne nicht wohl fühle. Und so haben sie mich manchmal von der Tonne losgemacht und sind mit mir in die Stadt gegangen. Da haben wir dann zusammen auf dem Marktplatz rumgelungert. War ganz schön aufregend.
Und dann fing mein Hals an weh zu tun. Es hat nämlich keiner dran gedacht, die Schnur um meinen Hals mal weiter zu knoten, weil ich ja wachse. Nein, die Schnur ist einfach so geblieben, wie sie war. Und mein Hals ist drumrum gewachsen. Eine ganz, ganz üble Wunde ist entstanden.
Und so hat Agnes mich Ende März 2007 kennengelernt. Sie war in der Stadt, um irgendwelchen Behördenkrempel zu erledigen. Und ich war mal wieder mit den Menschen auf dem Marktplatz. Als Agnes mich gesehen hat, hat sie trotz ihrer guten Klamotten nicht einen Moment gezögert. Sofort hat sie mich den Menschen abgekauft. Dann hat sie mich zum Tierarzt geschleppt.
Und dann haben sich die beiden meine Verletzung am Hals mal angeguckt.
Sie wußten erst gar nicht, wie sie mir helfen können. An welcher Stelle sollten sie ansetzen, um die Schnur durchzuschneiden? Zumal die Schnur keine einfache Schnur, sondern eine Wäscheleine war, die innen also auch noch Draht hatte.
Aber ich hab’s den beiden einfach gemacht. Ganz ruhig habe ich mich verhalten. Und plötzlich war die Schnur ab. Sie glauben gar nicht, was das für ein großartiges Gefühl war. Ich kann’s überhaupt nicht beschreiben. Natürlich hat der Hals noch ziemlich weh getan, weil ich ja rundrum eine große Wunde hatte. Aber ich konnte wenigstens wieder richtig atmend. Das war eine unglaubliche Erfahrung.
Agnes hat mich dann mit ins Tierheim in Komarno genommen. Anfangs war ich natürlich ein bißchen zurückhaltend. Ich konnte nichts damit anfangen, mich frei bewegen zu können. Aber dann habe ich langsam angefangen, die Welt zu erforschen. Unglaublich, was es nicht alles zu sehen gibt. Mit der Zeit ist meine Wunde am Hals prima verheilt. Und ich habe mich zu einer aufgeweckten, fröhlichen, verspielten Hundelady entwickelt. Neugierig, ein bißchen ungestüm, voller Elan genieße ich das Leben. Gestreichelt zu werden ist was ganz großartiges. Da bedanke ich mich dann mit vielen, vielen Hundeküssen. Ja, so bin ich. Echt eine Hündin zum Pferde stehlen. Daß Problem ist nur, daß es niemanden gibt, den ich beim „Pferde stehlen“ begleiten könnte. Deshalb habe ich meine Geschichte geschrieben. Weil ich auf der Suche nach neuen Menschen bin. Nach einem neuen Körbchen. Nach einem Happy End. Haben Sie vielleicht Lust, „mein Mensch“ zu werden? Ich hätte auch nichts gegen eine richtige Familie mit Kindern oder einem anderen Hund. Ich bin wirklich unkompliziert. Und kein bißchen nachtragend. Sie können mich ohne Probleme am Hals anfassen. Was meinen Sie, darf ich bei Ihnen einziehen? Dann rufen Sie bei Steffi und Pit in Zülpich an oder schreiben Sie eine Mail.
II. Das Happy end
Das war der Vermittlungstext, den Steffi im April 2007 für mich geschrieben hat.
Und was soll ich sagen. Es hat gar nicht lange gedauert, dann sind in meinem Leben gaaanz viele aufregende Dinge passiert. Das Spannendste war die Flugreise.
Eben noch im Tierheim in Komarno, schon in Deutschland. So ganz geheuer war mir das ja nicht. Aber dann habe ich mich ganz schnell bei Steffi und Pit in Zülpich zurecht gefunden. Hier habe ich mit den anderen Hunden zusammen jede Menge Spaß gehabt.
Und dann, nur ganz wenige Tage später, kamen nette Leute zu besuch.
Die haben mit mir gespielt und getobt und mich gaaaaaanz ausgiebig geschmust.
Und dann haben sie mich mitgenommen. So wurde ich von einer Slowakin zu einer Ostfriesin. Einen neuen Namen habe ich auch bekommen. Jetzt heiße ich Ida.
Hier „oben“ habe ich jede Menge Kumpels. Und erlebe tolle Abenteuer.
Danke, Agnes, danke, Steffi!
von Steffi Ackermann, Mai 2007
Mit freundlicher Genehmigung, leicht abgekürzt übernommen bei
http://www.koerbchen-gesucht.de/