Weihnachtsgeschenk 2008
Als ich wenige Tage vor Weihnachten schon revue passierte über dieses Jahr, kam es, DAS Geschenk! Rexina, eine betagte Pinscherlady aus dem Tierheim Komarno bekam ein Zuhause - bei tierlieben Menschen in Österreich, mit Herz für Tiere in Not. Ihre vor wenigen Jahren aus dem Tierheim Trnava adoptierte Seniorin Meggy musste über die Regenbogenbrücke und ihr Platz sollte nicht leer bleiben. Brigitte, eine enge Tierschutzmitstreiterin, der viele slowakische Tierwaisen ein Zuhause danken - und ich mit - rief wie gewohnt kurzfristig an und sagte mir die frohe Botschaft.
der Glückspilz
Nicht ohne Zögern sagte Agnes, die TH Leiterin, zu. Sie, die jede ihr vom Schicksal überlassene Hundeseele wärmstens liebt und immer gewissenhaft prüft, ob ein angebotenes Zuhause passt. Brigitte war in diesem Fall ein Garrant, die Interessenten ihr persönlich bekannt - Rexina wurde also auf die Reise geschickt.
Rexina, ein zuvor verhätschelter Einzelhund, verlor ihr geliebtes Frauchen, sie wurde nach ihrem Tod in der Wohnung aufgespürt und aus der dunkelsten Ecke unter der Couch herausgezogen... Ein zitterndes verstörtes Häufchen Hund, ihr Leben von nun an total anders verlaufend. Aus der Wärme in der Wohnung in die Kälte eines Aussenzwingers, es war im Winter vor einem Jahr, als behüteter Einzelhund fortan mit mehreren Hunderabaucken in einem Zwinger lebend, rundherum das Gebell der 60-70 Schicksalsgenossen. Sie verkroch sich, wochenlang, grub sich tief in die Decken ein - und schaffte es! Sie verschaffte sich Respekt bei den Hundecompagnons, machte von nun an den Tierheimtrott mit, spielte aber nicht, suchte keine Hundegesellschaft, beobachtete nur. Der bestehende Milchleistentumor wurde bald erfolgreich entfernt, die Hündin wurde kastriert. So stand sie da, im Auslauf, ihre kleinen etwas tränenden Äuglein ruhig herumschauend, wie abwartend, unbeteiligt. Das Essen ihr Hobby, die streichelnde Hand der TH-Leiterin, notgedrungen viel zu selten, die einzige Freude.
Und plötzlich die Chance! Gechipt, mit Brustgeschirr versehen, wir alle voller Ängste, ob ihrer Unsicherheit in der grossen weiten Welt - immerhin musste sie als Zwischenstation in die Grossstadt Wien, gar mit den Öffentlichen, bevor es ins ländliche Tirol ging. Schon nach dem Gassi bevor sie ins Auto stieg rief Agnes voller Freude an: Rexina sei wie umgewandelt, sie lebte auf, das Gassigehen auf dem Rasen vor dem Plattenbau - sie vermisste es, so kannte sie es, in ihrem früheren Leben... Im Auto neben mir kauernd nahm sie sofort emotional Kontakt auf und da wusste ich - es wird gut. Merkwürdigerweise war ihr der Hauseingang bei Brigitte unheimlich, der Fliesenboden floss ihr Angst ein. In der Stube dann schnupperte sie etwas herum und legte sich auf eine Decke, Beinchen schön vor sich langsortiert und wartete, schaute uns, die vielen Besucher an, verspeiste dankend das Gutti... alles wird gut!!
Für Rexina also ein glücklich endendes Jahr. Meine Jahresbilanz dagegen nicht direkt himmelhochjauchzend. Irgendwie bröselt es ab, mein Elan und Zuversicht. Als Summe kleiner Missgeschicke, Schläge des Schicksals, negativer Erfahrungen. Die innerdeutsche Befähdung von zwei helfenden Organisationen, ich als Mühlstein dazwischen, meine Verhandlungstoleranz schwindend, meine Gefühle verletzt. Es IST persönlich, möge man erzählen was man will. Bei meiner Arbeit muss der slowakische Stolz ganz tief stecken... Wir sind Bittsteller, im Interesse jedes einzelnen Tieres, das im westlichen Ausland eine Vermittlungschance bekommt.
ihn musste ich gehen lassen...
Im September musste ich meinen ersten Hund, nach 14 Jahren an meiner Seite, gehen lassen. Monate stand die Entscheidung an, ich streichelte seinen ausgemergelten Körper, Berg und Talfahrt über die Wirbel...und wusste, bald wird es sein müssen. Ein schreckliches Erlebniss - doch jetzt bin ich ruhig, gelassen und rede mit ihm jeden Morgen, wenn ich das Schlafzimmerfenster aufmache zum Gartenteil mit seiner Asche.
Im Oktober machte ich dann die Erfahrung, wie Bruchteile von Sekunden über einen entscheiden. Ein Fehltritt, nein -sprung - verletzungsbedingte Fussinvalidität, heute noch nicht auf beiden Beinen unterwegs. Seit drei Monaten das Handy und Internet - mein PC aus dem Obergeschoss nach unten verfrachtet - die engsten Tagesbegleiter. Dank an die Leute, die mir helfen, die mich alle paar Tage ins Krankenhaus fahren, die meine Tiere auch über Nacht betreuen. Dank meinen beiden Schwestern und Emily, der nimmermüden Katzenhelferin.
sie schafften es leider nicht...
Und kürzlich noch ein Schlag... wer Vermittlungen macht, kann mich verstehen. Ein süsser Welpe starb im neuen Zuhause trotz - oder eben wegen - Impfungen an einem nicht definierten aber höchst invasiven Virus binnen Tage. Trotz ganzer Sorgfalt, trotz meiner oft auch kritisierten abwartenden Gewissenhaftigkeit. Jetzt ist es mir auch passiert...
Das Welpensterben gehört in den Tierheimen leider dazu und es muss lang gewartet werden, bevor ein junges Hündchen da rausdarf. Die kleinen kommen oft unterernährt, unterkühlt, verschreckt, vernachlässigt an - wie dieses Quartett, das an der Autobahn ausgesetzt war. Der Hundemama entrissen, in die Fremde, Kälte, Nässe - sie schmiegen sich eng aneinander und trauen sich nur langsam, die Umgebung zu erforschen.
Ich mache weiter, mit gestützten Flügeln, aber der Tierschutzbazillus ist unheilbar. Mein Elan gebremst, auch wegen der schrecklichen Realität in diesem Land, jedes gerette Tier nur ein Tropfen auf dem heissen Stein. Die Zahl der Tierheimhunde stets steigend, wie die Pfunde im Alter - nach unten gehen sie nie. Hat das TH Trnava vor 5 Jahren mit 20 Hunden begonnen, dann eine Weile eine magische Grenze um 40, dann jährlich steigend, heute 100-120 mitsamt der vielen ausgesetzten Welpen.
Jede, JEDE Vermittlungshilfe ist lebensrettend. Nein, in den Tierheimen wird nicht euthanasiert - aber was passiert mit ausgesetzten Hunden, die wegen Überfüllung abgewiesen werden?
Ich wünsche allen meinen Feunden und Tierschutzkollegen, Allen, die einem Hund von uns ein Zuhause gaben, schöne besinnliche Feiertage und ein gutes GESUNDES Neues Jahr
Mein Wunsch - EMPATHIE... nicht für mich sondern für die vielen Tierheimaktivisten-Innen, für deren schwere körperlich und emotional belastende Tätigkeit mit und für die ausgesetzten Tiere. Sie haben meine absolute Hochachtung, ihnen toleriere ich auch Fehler, die ich dann ausbügeln muss. Wie eine vor Ort Vermittlung eines für Deutschland reservierten Hundes durch eine am zahnfleisch kriechende Aktivistin, die neben den zeitaufwendigen Tierheimaktivitäten aktuell zwei Haushalte führen muss, die an Krebs erkrankte Mutter zur Chemo begleitet, den verwaisten verunsicherten alten Vater trösten muss, einen Job hat sie auch... wenn sie mal am Telefon was anders versteht, wundert´s mich nicht... Inka, aber auch Agnes, Edith, Denise, Jan, Adri u.w. danke! Ich wünsche Euch viel Kraft!
Yvonne Neumann, 22. 12. 2008
Happy end Nachtrag vom 23.12., von Rexinas neuem Frauchen:Hier sind die ersten Fotos! Während ich hier am Computer sitze und schreibe, liegen alle 3 Hunde neben mir friedlich vereint, was will man mehr. Rexi hat auch die Zugfahrt mit Bravour gemeistert! Gestern hing sie noch total an unserer Tochter und heute läuft sie meinem Mann und mir schon hinterher...