Nun ist sie also da. Nach einer langen Reise im Auto von Wien nach Brunnen (CH) wird Chou-Chou aus ihrem Dauerschlaf geweckt und schnuppert zum ersten Mal Schweizer Luft. Sozusagen eine Pionierin für das noch ausstehende Abkommen der Schweiz mit Europa betreffs ?freier Personenverkehr?. Und sie ist ein Persönchen. Sie erobert zuerst den Garten und begrüsst eifrig wedelnd alles, was sich ihr zuwendet. Bassetrüde Willi, ein 9 jähriger englischer Bomber, bemüht sich aus seinem geliebten Korb und zeigt sich sehr interessiert an diesem im Vergleich zu ihm Viertelportiönchen Basset. Chou-Chou weist ihn sogleich in die Schranken. Willi verhält sich very british : He is not amused ! Chou-Chou erobert schön der Reihe nach sämtliche Körbchen, Matratzen und Sofas.
Sie lebt sich rasch ein, befindet nach eingehender Prüfung das Pfarrhaus für bewohnbar. Ein Zeichen dafür ist die Abreise der Begleiterinnen nach ein paar Tagen. Chou-Chou beschnüffelt das bereitgestellte Gepäck und verzieht sich sogleich. Sie versteckt sich und lässt sich nicht durch rufen hervorlocken. Ohne Abschied treten die Begleiterinnen ihre Heimreise an. Chou-Chou hat entschieden: Hier bleibe ich ! Vorbildlich bemüht sie sich ja alles recht zu machen. Wenn nur Regen und abends die Dunkelheit nicht wären. Da ist es doch bequemer unter der offenen Tür zum Garten blitzschnell kehrt zu machen und im oberen Stockwerk im Trockenen und bei Licht das Geschäft (das Grosse und das Kleine) zu verrichten. So musste ich sämtliche Welpengitter und Kindersicherungen vom Estrich holen und wieder in die Türrahmen montieren, damit meine Teppiche nicht allzuviele neue Musterungen erhalten.
Chou-Chou legt sich mitten in mein Bett auf den Rücken und ich drapiere mich ringsherum, irgendwie. Zudem ist es doch so schön sich in den Betttüchern und dicht an mir zu trocknen, wenn sie doch einmal nass geworden ist, wenn ich sie mitten in der Nacht an der Leine in den Garten begleite und im strömenden Regen stur und standhaft warte bis sie endlich begreift, was von ihr verlangt wird. Es macht ihr nichts aus, Hauptsache ich bin dabei und sie ist ja ohnehin schneller wieder im Bett als ich.. Ihr Schnarchen beweist, dass sie auch die nächtliche Erziehungsmassnahme nicht tragisch nimmt. Beim Frühstück ist sie wieder voll da und geniesst ihr Butterbrötchen, Willi auf der anderen Seite im Blick, ob der nicht etwa einen Happen mehr erhält. Gut, dass ich zwei Hände habe. Zwischendurch denke ich auch an mich, worauf Chou-Chou sich mit kräftigem Nasenstüber in Erinnerung bringt. Fatal, wenn ich gerade die Kaffeetasse zum Mund führen will. Beim Fernsehen etwas zu essen haben wir uns auch abgewöhnen müssen. Wir können noch so leise ein Yoghurt öffnen : Plötzlich sind Willi und Chou-Chou da. Schlafende Hunde soll man nicht wecken ! Jetzt begreife ich den Sinn dieses Sprichwortes. Willi ist sehr beleidigt, weil er nicht wie Chou-Chou aufs Sofa springen kann und neidet ihr ihren Platzvorteil. Vielleicht überlegt er sich hinter seiner Faltenstirn ob er sich nicht doch einer Diät unterziehen sollte um fitter zu sein ?
Die erste drei Wochen sind vorbei und es ist, wie wenn wir schon immer zusammengewesen wären. Chou-Chou liegt zu meinen Füssen im Büro und blinzelt mich fragend an, was ich wohl über sie zu schreiben habe. Ich habe es ihr vorgelesen und mit freudigem Wedeln hat sie ihr okay gegeben.
Pfr.Jürg Thurnheer, 25. 8. 2005