Ein „Kamptag“ in einem Tierheim
Ein heisser Sommertag. Am späten Nachmittag, die meiste Alltagsarbeit bereits erledigt, klopft die Stadtpolizei am Tor. Neulieferung, wieder ein Hund ausgesetzt gefunden...
Im Polizeikombi sitzt eine braungeströmte Staffordhündin, riesig, relativ ruhig, teilnahmslos. Um den Hals eine Verlängerungsschnur... Sie lief in der Stadt herrenlos herum, als die Polizei eintraf, wurde sie bereits an der elektrischen Schnur angebunden. Anderes war nicht greifbar.
Hm, wohin mit ihr? Die Mädels sind erstmal ratlos... alle Zwinger voll! Zunächst ist eine mehrfache Verschiebeaktion erforderlich, einige Hunde müssen zusammenrücken, um Platz für die Neue, in einem Einzelzwinger, zu schaffen.
Die bullige Hündin lässt sich zögerlich reinführen, zuckt erst zusammen, als andere Hunde mit Gebell auf sie reagieren. Am Körper einige Narben... Hundekämpfe sind stadtbekannt, keiner macht was dagegen.
Erstaunlich, die zarten Aktivistinnen, furchtlos in ihrer Tierliebe. Die Hündin stürmt erstmal den Wassertopf... Etwas Hühnerfleisch – und sie ist im Zwinger. Dort kann sie sich erstmal erholen. Sie bleibt allein im Zwinger, wird allein im Auslauf sein – einen anderen Hund wird man nicht wagen, zu ihr zu setzen...
Etwas später, am Abend, wurde ein Zwinger von alleine frei!
Conan, ein Bulle von Hund, erst einige Tage im Tierheim, ebenfalls ausgesetzt, hat Riesenglück. Am Tage kam ein Interessent, wollte einen Hund haben. Für ein Riesenareal, gut umzäunt, immer jemand dort und – recht unüblich in diesem Land – der Hund soll immer bei ihm sein, im Haus!! Seine Wahl fiel auf Conan. Noch abends holte er ihn ab.
Die Gesichter der Aktivistinnen entspannt, strahlend. Eine Sternstunde... leider kommt es nicht oft so schön. Conan machte Bekanntschaft mit neuem Herrchen und stieg erstaunlich lässig ins Auto. Auf den Rücksitz.
Tag drauf dann noch die Erfolgsmeldung: Conan schläft vor dem Fernsehen und schnarcht so laut, dass man nichts hört...
Yvonne Neumann, 02.07.2006